Ergebnis 1 bis 8 von 8
  1. #1
    Seerosen-Pflücker Avatar von madliz
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    Standard Mattes Unterwasserschiff

    Dass sich eine Behandlung des Unterwasserschiffes mit 400-600-Nassschleifpapier lohnt, ist ja hinlänglich bekannt.
    An meinem 1m Cat hat das glatte 5 km/h gebracht.

    Wie steht es eigentlich mit der Behandlung eines matten Lackes oder gar mit einer matten Folierung?
    Hat das schon jemand ausprobiert?

    Grz. madliz

  2. #2
    Außenlaufer Avatar von Johnnie Water
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    Hallo Madliz,

    Hatte früher mutig gerade vor einem Wettbewerb "Teflon-Spray" benutzt und dann ist eine matte Fläche entstanden.

    Es hat dann ziemlich viel gebremst.
    Meine Favoriten; Chris & Mäx

  3. #3
    Amperejunky Avatar von tobi75
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    Hi,
    nach meinem Verständnis erreicht man durch das Anschleifen, dass sich ein geschlossener Wasserfilm auf der Oberfläche bildet. Im Fahrbetrieb bildet sich durch die Rauheit am Übergang Rumpf-Wasser eine Schicht aus Microwirbeln und es "reibt" quasi Wasser an Wasser und nicht Festkörperoberfläche auf Wasser. Wobei "reiben" nicht korrekt ist - vielmehr werden die Moleküle beiseite gedrückt und haften durch Adhäsion an der Oberfläche. Das Wasser "klebt" also im übertragenen Sinne am Rumpf und die stattfindenden Ablösungen im vorbeiströmenden Medium bremsen mehr.
    Hier mal was Angelesenes:
    Man kann (noch) nicht verhindert, dass Wassermoleküle an der Rumpfoberfläche haften. Durch die Bewegung der anhaftenden Moleküle werden andere Wasserteilchen bis zu einem bestimmten Abstand vom Rumpf mitgerissen. Es entsteht eine Grenzschicht, die laminar (wenig Widerstand) oder eben turbulent sein kann. Die laminare Schicht ist sehr dünn und fragil. Bei Störungen schlägt sie schnell in eine breitere turbulente Grenzschicht um. Diese reißt mehr Wasser mit sich und erzeugt so mehr Widerstand. Praktisch ist es schwer, eine laminare Grenzschicht über die gesamte Länge der Oberfläche aufrecht zu erhalten. Erstes Ziel ist es deshalb, durch geeignete Maßnahmen den Übergang der laminaren in turbulente Strömung soweit nach "hinten" zu verschieben, wie möglich (Rumpfform, Oberflächenbeschaffenheit optimiert für Geschwindigkeitsbereich). Zweites Ziel ist es, den Widerstand im "turbulenten" Bereich zu verringern. Das lässt sich durch eine entsprechende Oberflächenrauheit erreichen. Diese muss nicht "glatter" sein, als die Dicke des sog. "Laminare Sub-Layers" - einer Schicht zwischen Rumpf und turbulenter Grenzschicht. Das hieße prinzipiell, dass polierte Oberflächen weniger Widerstand erzeugen. Ungünstigerweise kommt es bei Bootsrümpfen zu erheblichen Störungen der laminaren Grenzschicht: sie sind nicht komplett im Medium, die Strömungsrichtung wechselt durch Roll- und Nickbewegungen, Wellengang...

    Hier die Quelle (englisch): https://www.rc-network.de/threads/un...1/post-1130163

    Meine Annahme ist daher, dass es bei Rennbooten wesentlich sinnvoller ist, durch das Anrauhen eine "definierte" turbulente Grenzschicht zu provozieren, als eine durch Adhäsion verursachte "Wasserschleppe". Dazu kommt auch noch, dass durch V-Form und Anstellwinkel die Strömung nicht parallel zur Fahrtrichtung verläuft, sondern seitlich abgelenkt wird. Durch den Anschliff in Längsrichtung wird dabei die Bildung von Microwirbleln zur Ausbildung einer definierten Grenzschicht begünstigt...

    Bei Teflon bildet sich nach meiner Erfahrung kein Wasserfilm - ich führe da mal die beschichtete Bratpfanne beim Abwasch als Referenz an . Bei mattem Lack oder matter Folierung musst Du mal auf das Ablaufverhalten des Wassers achten - ich wage die Behauptung, dass das Wasser auch eher abperlt und daher nicht den gewünschten Effekt erzielt...

    Vielleicht stellt ja Patrick noch das eine oder andere richtig ?

    LG
    Tobias
    Geändert von tobi75 (25.November.2020 um 15:13 Uhr) Grund: Edit: nochmal ein bisschen recherchiert...

  4. #4
    Forenlegende Avatar von Achim
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    vielleicht funktioniert so was?
    HOLMENKOL Aqua Speed


  5. #5
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    Hi

    ich glaube da wird was verwechselt. Durch das Anschleifen soll sich ein Luftteppich bilden, der als Trennung zwischen Rumpf und Wasser dient. So funktioniert das besser.
    Lack oder Folie im herkömmlichen Sinn wird nicht diesen effekt nicht erziehlen. Hier werden auf mikroebene rauhe und gerichtete strukturen benötigt. Es gibt solche Folien für die Luftfahrt ob für die Schifffahrt ist mir nicht bekannt. Das Problem liegt in der Beschaffung und den Kosten.

  6. #6
    Moderator Avatar von plinse
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    Moin,
    dazu kommt das bewusste Anschleifen von Kanten. Alles, was man aufsprüht, verrundet die Kanten wieder.
    Ich neige ja dazu, meine Boote aus genau dem Grund nicht zu lackieren, zumal schnelle Rennboote für mich Gebrauchsgegenstände sind, wenn dann bietet es sich aber an, das Unterwasserschiff auszusparen und so abzukleben, dann man die sich bildenden Lackkanten zum tape hin beischleifen und wieder Eckig bekommen kann, ohne dass man wieder flächig in den Lack rein schleifen muss.
    Saubere Kanten bringen viel und die geschliffene Oberfläche. Fertig aus der Sprühdose gibt es denke ich weder das eine noch das andere ;-)

    Viele Rümpfe muss man aber aus der Form heraus eh erst mal begradigen. Wenn man sich dann das Lackieren verkneifen kann, ist man eigentlich schon fertig ;-)

  7. #7
    Seerosen-Pflücker Avatar von madliz
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    Zitat Zitat von plinse Beitrag anzeigen
    Moin,

    Viele Rümpfe muss man aber aus der Form heraus eh erst mal begradigen. Wenn man sich dann das Lackieren verkneifen kann, ist man eigentlich schon fertig ;-)

    Du sagst es!
    Da ich mich momentan an einem 140 cm Rumpf zu schaffen mache, hatte ich während den eintönigen Schleifarbeiten die Gedanken, welche zu diesem Thread führten!


    Ich bedanke mich für die rege Teilnahme in diesem Thread und halte fest:

    Schleifen und scharfe Kanten sind gut!
    Ob aber zwischen Wasser und Rumpf eine Luftschicht sein soll, oder das Wasser gut benetzen soll, darüber gibt es in den obigen Antworten schon diverse Meinungen. (Ich selbst tendiere zur Luftschicht).
    Wie sich matter Lack oder matte Folierung auswirkt, wissen wir immer noch nicht.

    Ausblick:
    Wenn mir nicht gerade ein alter Rumpf in den Schoss fällt, werde ich aus Sperrholzresten etwas zusammenzimmern. Etwa 90 cm lang, flaches V und möglichst geraden Flächen. Da dran kann man alle obigen Vorschläge unter gleichen Bedingungen vergleichen.

    Ich stelle mir das etwa wie folgt vor:

    FD75YOSJL6UTO1B.jpg
    PLan.JPG

    Nach dem Motto: Versuch macht klug - oder Frührentner haben immer die dümmsten Ideen!

    Grz. madliz

  8. #8
    Seerosen-Pflücker Avatar von madliz
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    Zitat Zitat von tobi75 Beitrag anzeigen
    Hi,

    Hier mal was Angelesenes:
    Man kann (noch) nicht verhindert, dass Wassermoleküle an der Rumpfoberfläche haften. Durch die Bewegung der anhaftenden Moleküle werden andere Wasserteilchen bis zu einem bestimmten Abstand vom Rumpf mitgerissen. Es entsteht eine Grenzschicht, die laminar (wenig Widerstand) oder eben turbulent sein kann. Die laminare Schicht ist sehr dünn und fragil. Bei Störungen schlägt sie schnell in eine breitere turbulente Grenzschicht um. Diese reißt mehr Wasser mit sich und erzeugt so mehr Widerstand. Praktisch ist es schwer, eine laminare Grenzschicht über die gesamte Länge der Oberfläche aufrecht zu erhalten. Erstes Ziel ist es deshalb, durch geeignete Maßnahmen den Übergang der laminaren in turbulente Strömung soweit nach "hinten" zu verschieben, wie möglich (Rumpfform, Oberflächenbeschaffenheit optimiert für Geschwindigkeitsbereich). Zweites Ziel ist es, den Widerstand im "turbulenten" Bereich zu verringern. Das lässt sich durch eine entsprechende Oberflächenrauheit erreichen. Diese muss nicht "glatter" sein, als die Dicke des sog. "Laminare Sub-Layers" - einer Schicht zwischen Rumpf und turbulenter Grenzschicht. Das hieße prinzipiell, dass polierte Oberflächen weniger Widerstand erzeugen. Ungünstigerweise kommt es bei Bootsrümpfen zu erheblichen Störungen der laminaren Grenzschicht: sie sind nicht komplett im Medium, die Strömungsrichtung wechselt durch Roll- und Nickbewegungen, Wellengang...

    Hier die Quelle (englisch): https://www.rc-network.de/threads/un...1/post-1130163

    LG
    Tobias


    Das ist jetzt aber mal ganz interessant was Du hier nachrecherchiert hast.

    Kommt mir doch glatt die Strömungslehre meines Studiums in Verfahrenstechnik in den Sinn. Man hat dort des langen und breiten über Fliessverhalten in Rohrleitungen diskutiert. (Hätte ich nur besser aufgepasst!)
    Nun denn, das war in meinem ersten Leben und die Unterlagen sind verschollen. Wobei, ich auch glaube, dass die entsprechenden Gesetze und Formeln nur bedingt anwendbar sind, wie Du eben sagst, wegen Roll- und Nickbewegungen, Wellengang...

    Ein Grund mehr, einen Testrumpf zu bauen und Nägel mit Köpfen zu machen ...

    Grz. madliz

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