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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rigger mit Motor vorne



Magus
23.August.2018, 18:32
Hallo,
Nachdem ich den Motor nicht wirklich in meinem rigger unter bekomme bin ich auf folgende Idee gekommen, die ich von euch gerne mal bewerten lassen würde.

Stand ist: durch die Streben kriege ich weder den Motor vernünftig rein, noch ein Akku.

Motor vorne und den Akku dahinter würde passen.
Dann habe ich nur einen sehr langen Weg für die Federstahl Welle. Daher würde ich einen längeren Strut (10cm) nehmen ähnlich dem Strutless von H&M.

Jetzt mal eure Meinungen

1. Rigger mit Motor vorne - geht?
2. Strut als Laufschuh gleich mit?

Gruß und schönen Abend

carphunter
23.August.2018, 19:05
Klar geht das, wieso auch nicht. Bei meinem letzten Rigger wo ich gebaut habe wurde der Motor mit Regler soweit vorne platziert wie es möglich war. Und ganz vorne hatte ich sogar noch meinen flachen Empfänger untergebracht. Staut kannst du auch in rund oder eckig verbauen. Was meinst du genau mit Laufschuh, Verkleidung der Antriebswelle. Bei mir kam am Heck noch nie sowas zum Einsatz. Bei dem als Beispiel genannten Rigger habe ich nachträglich am Heck auf der linken Seite eine kleine Lauffläche angebracht. Diese hat aber nur den Zweck im Oval bei rechts Kurven den Rigger zu stützen, so dass der rechte Schwimmer sich nicht zu stark hebt.


https://www.youtube.com/watch?v=c5aHDmF3aBM

Am Schluss sieht man die Positionen der Einbauteile.

Gruß
Klaus

R/B
25.August.2018, 11:15
Hi

für was soll der Rigger den werden? 1 Foto wäre auch nicht schlecht.Ob du den längeren Strut brauchst das glaube ich nicht besser ist die Welle noch 1 bis 2 mal Punktuell abzustützen. Den Laufschuh brauchsr Du eher im Oval der lässt sich aber recht simpel nachträglich anbauen. Schau nur das Du deinen Schwerpunkt vernünftig hinbekommst wenn der nicht stimmt wäre schlecht.

riggerdirk
25.August.2018, 13:16
Hi,

das geht natürlich... Motorposition ist im Rigger eigentlich egal. Prinzipbedingt gibt es hier wie da Vor -und Nachteile.
Motorposition hinten verlangt in aller Regel einen stark geneigten Motoreinbau und die Verwendung einer Flexwellenanlage. Das bedingt bei langen Motortypen eine großzügig bemessene Innenhöhe im Rumpf. Das bedeutet ggf. , mit erhöhtem Luftwiderstand des Riggers leben zu müssen.
Motoreinbau vorne heißt immer Verwendung einer Federstahlwelle.

Verbaust du einen klassischen Strut, verläuft die Federstahlwelle im mäßigen Bogen freilaufend im Rumpf durchs Schiff nach hinten- Bodendurchführung mit Stützlagerung.
Oder du nutzt eine geradlinig verlaufende Wellenanlage ohne Strut mit einfachem, mit leichtem Winkel aus dem Heckspiegel herausstehenden Stevenrohr.
Freilaufend wird dir so eine Welle in aller Regel aufschwingen...
Entweder mußt du in gewissen Abständen Kugellager im Boot unterbringen, oder du führst die Federstahlwelle in einem knapp übermaßigen Messingrohr, was du dann in ein möglichst hundertprozentig gerades Kohlerohr steckst. Dieses harzt du dann im Boot ein.
Ich habe genau die Variante in 2 mm Durchmesser bei mir in einem Boot mit einer Zwischenrohrlänge von 62 Zentimetern verbaut. Ein paar Tropfen Motoröl ins Stevenrohr... bis Maximaldrehzahl ohne Schwingungsresonanzen quer durchs Drehzahlband. Und das Schöne ist -- das wurde nicht mit gestiegenen Reibungsverlusten erkauft*pleased*.

Beide Bauvarianten haben den Nachteil, daß die Motorposition vorne dir im Inneren in Form der durchlaufenden Welle Platz für Akku, Regler etc. im Rumpf klaut... und davon hat man im Rigger in aller Regel nicht übermäßig viel zur Verfügung.

Einfach mal machen...

Schönes WE

Gruß Dirk

Ch.Lucas
26.August.2018, 06:04
Hi,
schau Dir mal,die Seiten hier von Jim Faulkerson an, http://www.toxicrocket.com/docs/Part_2.pdf .
Vielleicht hilft dir das etwas beim Einstellen des Wellenwinkels. So,ein Dragrennboot beschleunigt in gut 3 Sekunden auf 260-270 mph also um die 400 km/h Topspeed am ende der Strecke.

Happy Amps Christian

Bastelmaxx
26.August.2018, 10:16
Mal eine Zwischenfrage:

Wir reden hier von Strut's oder geradem Wellenende. In welchem Winkel steht das denn zur Wasseroberfläche bei Euch?

Mein Eindruck ist, dass die Boote mit gerader Welle/Wellenende und einem erhöhten Winkel (?5°-6°?) ohne Laufschuh mindestens genauso gut laufen wie die bekannten Wettbewerbsboote mit Strut / max. 2° und Laufschuh (also der Kasten um die Welle/Stützlauffläche am Antrieb). Liege ich da richtig?

Oder gibt es da speziell beim Stromverbrauch deutliche Unterschiede? Oder was könnte der Grund sein, warum speziell in der Wettbewerbsszene die flache Strutvariante so stark eingesetzt wird?

Gruß Marc

riggerdirk
26.August.2018, 21:12
Hi Marc,

der klassische Strut ist grundsätzlich deswegen so beliebt, weil er 'on the fly' kleine Korrekturen im Trimm erlaubt. Der Strut ist auch deswegen besonders beliebt beim SAW-Riggerfahren, weil diese Antriebsvariante beim Ausgleiten ohne Gas relativ rasch verzögert- das kann bei knappem Auslauf an der Strecke rettend sein, wenn man nicht mit zusätzlichen Bremsmaßnahmen operiert. Der klassische Strut bietet vergleichsweise den geringsten Schlupfgrad aller Antriebsvarianten. So kann man schon mit minimaler Propgröße guten Grip und hohen Leistungsdurchsatz erreichen. Ein Vorteil dieses Konzepts liegt im Superhochdrehzahlbereich.
Kleine Props neigen wegen ihrer geringeren rotativen Umfangsgeschwindigkeiten vergleichsweise später dazu, im Extremfall ihre Blätter abzuwerfen.
Der Nachteil dieser Bauart liegt m.E. im stark ansteigenden Strom, schon bei vergleichsweise mäßiger Fahrleistungsanhebung. Die pauschale Faustformel "doppelte Geschwindigkeit- achtfacher Leistungsbedarf" liegt meiner Meinung nach nah an der Wahrheit.
Bei den Ovalriggern verwendet man gerne Modifikationen an den Antrieben, weil man möglichst viel Schwung auch ohne Gas in die Kurve mitnehmen möchte. Durch die Fahrzeitanforderungen ist Stromsparen durchaus ein Thema.
Schon in den frühen Jahren der Historie hat man kantige Gleitkeile unter die Rigger gebaut, und damit diese Ziele erreicht. Später hat man diese wegen oft unangenehm hakeligen Lenkverhaltens mit Außenschrägen versehen, damit das Heck des Riggers in der Lenkphase wasserverwirbelungsfrei weich steuerbar bleibt.
Bei dieser Variante hat man festgestellt, daß der hier prinzipiell höhere Schlupfgrad der Propeller mit größeren Props ausgeglichen werden muß ( bei gleichem Motor), um den gleichen Speed zu erreichen. Das ist nicht prinzipiell schlecht, weil diese Konzeptvariante etwas energiesparsamer arbeitet.
Als leichten Nachteil wäre ein minimal weicheres Beschleunigen aus dem Stand zu sehen. Ein größerer Prop besitzt eine größere Gesamtmasse und die will eben beschleunigt werden.
Die extremste Spielart des Gleitkeils ist der sogenannte Heckschuh, wie ihn m.W. der Michael Salffner erdacht hat. Verlustärmer als damit kann ein Rigger nur schwerlich beim Gaswegnehmen weitergleiten und soo butterweich einlenken.
Für mich ist diese Bauvariante das Konzept der Wahl, wenn ein großer, schwerer Rigger stromsparend übers Wasser getragen werden muß.
Für mich löst der Heckschuh auch auf sehr elegante Weise die generelle Heckliftproblematik zweischraubiger Rigger (2 Props-doppelter Lift). Boote mit zwei parallelen Gleitkeilen sind meinen Beobachtungen nach dort hochgradig problematisch (Luftstau zwischen den Wellenanlagen in Fahrt).
Ich würde dort 2 klassische Struts zur Liftsenkung im Null-Grad- Winkel TEILVERSENKT + BODENPLAN verbauen, und mit einem Heckschuh als rein passives Gleitelement meine gewünschte Bodenhöhe über Wasser festlegen, und meinen Heckauftrieb generieren. Die Idee dabei... minimale Liftveränderung bei jeder Gasstellung.
Mein Rezept für wirklich viel Kilowatt im Boot.
Charakteristisch für das salffnersche Prinzip ist der vergleichsweise höchste Schlupfgrad am Prop (was nix heißt, denn der Michi war für seinen beachtlichen Speed auch ohne riskanten Extremleichtbau immer beeindruckend effizient unterwegs).
Eine heute populäre Antriebsvariante geht auf Matthias Böse im Jahr 1999 zurück. Freistehend flach stehender Strut für besten Grip am Prop (für stramme Beschleunigung), aber kombiniert mit einem deutlich links unter dem Bootsrumpf versetzten Gleitkeil mit Außenschräge zum flutschigen Durchgleiten, Einlenken+ Stromsparen.
Ob diese Variante bei einem aktuellen Wettbewerbs- Ovalrigger sparsamer läuft, als meine Methode mit der schräg eingebauten ,geraden Welle kann ich nicht explizit sagen... ich habe noch nie 2 gleichartige Boote mit den zwei verschiedenen Antriebsvarianten aufgebaut. Wäre interessant,das herauszufinden.
Was mir bei meinen Booten aufgefallen ist, daß ich bei unterschiedlichen Wasservehältnissen wenig im Schwerpunkt verändern muß, wenn er erst schon mal grundsätzlich richtig liegt.
Der Uwe Hartmann fährt ähnliche Wellenanlagen wie ich, aber steiler eingebaut. Bei ihm funktioniert das ... z. B. der kleine 4S Rigger mit 200 km/h ( der mit seinem 280 Gramm -Akku in Wirklichkeit eher auf dem Leistungslevel eines 2S- SAW- Riggers arbeitet) .
Ich baue die Wellenanlage bei mir je nach Boot mehr nach Gefühl als nach Geodreieck ein.. 4-5 Grad sind bei mir realistisch.
Allerdings- zu meinem Prinzip gehört ein deutlich geringerer Bodenabstand zum Wasser als bei jedem Strutrigger. Die Idee dahinter ist eine erwünschte Unterluftkompression und die Nutzung des planen Bootsbodens als Aufpralldämpfer beim Aufschlagen auf Wellen.
Dadurch sind meine Stromspitzen beim Aufsetzen aufs Wasser gering. Der Eintauchgrad meiner Props bleibt in Fahrt vergleichsweise konstant.

Die manntragenden Dragsterboote aus Christian's Beitrag sind im Vergleich mit schnellen RC-Riggern bei Weitem nicht so brachial schnell, wie man denken könnte.
Stell' dir mal den Rekordrigger von Jörg Mrkwitschka , maßstäblich auf die manntragende Dimensionen hochskaliert vor.
(Jörgi fiktiv mit Hunderten von Millionen schwerem Rennteam im Rücken und jede Menge Industriesponsoring dazu).
Ich habe jetzt nicht ernsthaft gerechnet... blauäugig von mir unterstellt würde ein maßstäblich vergrößerter JAGS-Rigger (gleiches Leistungsgewicht vorausgesetzt) irgendwo an der Schallgrenze herumturnen.

Schöne Grüße,
Dirk

Bastelmaxx
27.August.2018, 09:50
Hallo Dirk,
Vielen Dank für Deine sehr informative, ausführliche Antwort! :thx:
Das hilft mir auf jeden Fall weiter.

Gruß Marc

eric_laermans
29.September.2018, 17:19
Und... wie sieht der sogenannte Heckschuh aus? Ist das wie Wellenkast oder beidseitig vom Mittelteit zwei Lauffläche?

riggerdirk
30.September.2018, 17:07
Hallo Eric,

Du mußt dir den Heckschuh grob wie ein Stück Monorumpf mit flachem V vorstellen, das hinten unter dem Riggerboden befestigt ist (bündig zur Rumpfseite) , und die Strutwellenanlage strömungsgünstig verkleidet (in Richtung Propeller offen und mit scharfem Wasserabriß). Um besser zu starten, ist es günstig, den Strut mit Prop noch 3-4 cm nach hinten über den Heckschuh hinausstehen zu lassen.

Viele Grüße,
Dirk