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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie CFK Kohle/Aramid-Gewebe am besten schneiden?



MathiasMxxx
1.May.2011, 11:01
hi,

meine Scheren werden nach und nach Stumpf, komme pro Stunde nur 20cm weiter :(

Wie macht ihr das?

GunnarH
1.May.2011, 11:14
Hallo Mathias,
mein Tipp wär auf das Zeug zu verzichten, es kombiniert nur die Nachteile beider Gewebearten.
Brauchst du Härte nimm CFK, brauchst du Bruchfestigkeit nimm Aramid.
Wenns um Optik geht nimm lieber Design-Glasgewebe (http://www.r-g.de/newsletter/nl32/nl32_web.html)

Gruß
Gunnar
P.S. Um Kohle Kevlar zu schneiden gibts bei den einschlägigen Anbietern spezielle Scheren, ich hab auch ganz gute Erfahrungen mit Haarschneidescheren gemacht.
Du kommst aber auch damit nicht drumherum die regelmäßig mit einem Abziehstein (am Besten Silizium-Karbid mittelgrob) zu schärfen.

MathiasMxxx
1.May.2011, 11:40
hi,

danke für die Info. Hab leider Kohle/Aramid im Boot. Hab gerade Tesafilm über die zu schneidende Schnittfläche geklebt. Lässt sich jetzt super schneiden! Ganz gerade Schnittkanten :)

Btw. im Boot vereint es doch die wieder Vorteile beider Arten oder warum macht man das sonst?

GunnarH
1.May.2011, 12:15
hi,

danke für die Info. Hab leider Kohle/Aramid im Boot. Hab gerade Tesafilm über die zu schneidende Schnittfläche geklebt. Lässt sich jetzt super schneiden! Ganz gerade Schnittkanten :)

Interessant, kannte ich noch nicht. Werde das das nächste Mal zum Kevlar schneiden probieren.


Btw. im Boot vereint es doch die wieder Vorteile beider Arten oder warum macht man das sonst?Ehrlich gesagt, keine Ahnung wofür das Zeug gut ist. Vielleicht weils so schön aussieht.
Nach meiner Beobachtung vereint es aber nur die Nachteile.
Ich hatte mal ein wirklich nicht leicht laminiertes Eco aus Kohle Kevlar, da waren schon nach wesentlich leichteren Kollisionen Löcher drin als bei reinen Glasbooten die ich davor hatte und den eher leichter laminierten CFK Booten die ich danach hatte.
Meine persönliche Theorie dazu ist dass bei einem Treffer das Kevlar durch den gegenüber CFK etwa halben E-Modul nur einen kleinen Teil der Energie aufnimmt und daher das CFK überlastet wird und bricht, CFK hat obendrein auch nur etwa die halbe Bruchdehnung.
Ist dann das CFK gebrochen reicht die Zugfestigkeit des Kevlar auch nicht mehr um das Durchschlagen zu verhindern.
Ein weiteres Problem sehe ich bei den Tränkungseigenschaften.
CFK muss für ein optimales Gewichts-Festigkeitsverhältnis ohne Vakuum im Gewichtsverhältnis Harz:Matte ca. 1:1 getränkt werden, bei Kevlar liegt das eher bei 2:3, und zu nass laminiertes Kevlar reißt eher leichter als Glasfaser.
Von daher kann ich die Theorie dass es die Vorteile beider Gewebe vereint auch theoretisch nicht nachvollziehen.
OK, bei Legierungen gibt es Effekte dass zwei weiche Metalle eine harte Legierung ergeben (z.B. Bronze), aber bei Kohle Aramid findet auch keine molekulare Durchmischung statt.
Gruß
Gunnar

AustriaAT
1.May.2011, 12:26
Hallo Gunnar,

als bei Kevlar löst sich beim Crash normalerweise nur das Harz von der Faser ab, die Faser selber reißt eher seltenst.

Der Grund für das "Zeug" ist einfach, es ist der Preis. So wie Du es gesagt hast mit einer Lage Kohle und einer Lage Kevlar rechne das mal auf eine 205g Kohle Kevlar aus dann kostet die 90g Kohle bei 60-80 Euro und das Kevlar mit 100-110g auch mal um die 35-50 Euro der Quadratmeter. Mal abgesehen davon daß man die 205er K-K auf einmal reinklatscht und bekanntlich kostet die Arbeitszeit am meisten.

Gruß AT

Robert
1.May.2011, 12:43
Kohle Aramid hat schon seine Berechtigung. Ein gutes Beispiel ist der Kajakbau. Da wird meist nur Kohlearamide eingesetzt. Kohle für die Steifigkeit des Verbundes, Aramid für eventuelle Rämpler. Wie Gunnar schon geschrieben hat, reisst bei èberlast erst die Kohle, allerdings trägt die Aramid durch ihre Zähigkeit wesentlich mehr Dehnung.

Die Fahrer solcher Kajaks sprechen von einem ein Jahr Kajak davon, das die Rümpfe weich geworden sind. Da ist genau das passiert was oben beschrieben ist. Die reine Armaid hat eine wesentlich kleinere Steifigkeit, und das spührt man dann im nachhinein.

Für so Dinge die nur ab und zu einen Rämpler abbekommen ist das Gewebe perfekt. Bei unseren Rennbooten passt das eigentlich recht gut. Klar kann man leichter und steifer mit reinem CFK bauen, oder zäher und etwas schwerer mit reinem Aramid.

Das der Verbund cfk-afk an sich nicht perfekt ist, das sieht man am ersten Text oben. Aber ist praktisch...

In der Raumfahrt für Trägerraketen wird auch CFK mit Glas gemischt, je nach Anforderung ist das schon sinnvoll.

Ist eigentlich einfach bei uns. Würde ein FSR Boot aus reinem Aramid oder einem Glas bauen, da Schockaufnahme am wichtigsten ist.

Für High speed Probleme reines CFK als Gelege und kein Gewebe. Um bei Unfällen ein auseinanderreissen zu verhindern machte es sinn lokal an gefärdeten Ecken Aramid einzufügen.

bevor man sich Gedanken übner die Gewebeart machen sollte, wäre allerdings viel wichtiger die Richtungsorientierung zu überlegen des Laminataufbaus. Wenn man sieht wie viele Leute sog. Nahtband als UD-Band parallel zu Trenn-Naht einlaminieren, dann ist es auch egal ob Glas, Kohle oder man Klohpapier einlaminiert.

Grüsse
Robert

V9Fan
3.May.2011, 09:16
Ich kann Gunnar nur zustimmen.

Kevlarrümpfe sind nicht so stabil wie sie sollten lt. Materialdaten. Das Kevlar nimmt Wasser auf, bis zu 5% der Gesamtmasse und läßt sich schwer tränken. An gebrochenen Kevlarrümpfen sieht man das die Faserbündel fast nie durchgetränkt waren.

Um es richtig zu verarbeiten müßte man es vor dem Laminieren trocknen und in einer beheizten Vakuumvorrichtung tränken, da das keiner zu Hause hat bleibt das Laminat dann weit hinter dem was möglich wäre.

Für hobbymäßige Verarbeitungsmöglichkeiten ist Glas mit Kohle verstärkt besser.

vfr13
3.May.2011, 11:16
Lang lang ist es her, da durfte ich die Motorraumklappen der Glaser-Dirks DG400 (für Bootle-Bauer: Hochleistungssegler mit einklappbarem Motor) laminieren. Die waren aus Kevlar. Wie schon beschrieben mit Vakuum abgesaugt und in einem Temperofen getempert.

Zur Anfangsfrage zurück:

Wir haben damals den Scheren für Glasgewebe von Hand einen etwas flacheren Winkel verpasst (sozusagen "stumpf" geschliffen"). Damt ließ sich das Gewebe dann einigermaßen schneiden ohne dass es sich eingezogen hat. War aber ziemlich viel Expermentieren mit dabei.

Was außerdem nervig war. Die Fasern haben sich - wenn sie angeschliffen wurden - aufgestellt. Es war fast nicht mehr möglich dann noch eine saubere Gelcoat-Oberfläche hin zu bekommen. D.h. man musste höllisch beim Schleifen und Polieren der Außenhaut aufpassen nicht aus versehen das Gelcoat durch zu schleifen.